Aktuelle Situation im Handwerk MVZwischen Zweifel und Zuversicht
Vor der Landespressekonferenz haben die Präsidenten der Handwerkskammern Schwerin Uwe Lange und Ostmecklenburg-Vorpommern Axel Hochschild ein aktuelles Lagebild des Handwerks im Land vermittelt und die Erwartungen des Handwerks aus Mecklenburg–Vorpommern an die Bundesregierung formuliert.
Das Handwerk in Mecklenburg-Vorpommern ist mit seinen rund 20.000 Betrieben, den etwa 112.000 Beschäftigten sowie annähernd 6.000 Auszubildenden ein wirtschaftliches Rückgrat im Land. Das Handwerk erwirtschaftet im Land einen jährlichen Umsatz von rund neun Milliarden Euro.
"Es ist das Handwerk, das vor allem zur Versorgung in den ländlichen Regionen beiträgt und für die Umsetzung der Klima- und Energiewende, für Mobilität, Infrastruktur und Digitalisierung und für den Wohnungsbau sorgt.
Ohne Handwerk geht nichts. Als standorttreuer und personalintensiver Wirtschaftsbereich ist das Handwerk besonders auf die Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit, die Unterstützung bei Fachkräftesicherung und Innovation und auf Kostenentlastung angewiesen", so Lange und Hochschild.
Wirtschaftspolitik darf sich nicht einseitig auf die Industrie ausrichten, sondern muss vor allem von Handwerk und Mittelstand aus gedacht werden.
Deshalb erwartet das Handwerk des Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern:
Senkung der Kostenbelastung:
- Senkung der Steuern und Lohnzusatzkosten unter die 40-Prozent-Grenze. Ohne Reformen drohen die Sozialabgaben bis 2035 auf 48 Prozent zu steigen. Allein der erwartete Anstieg des Zusatzbeitrages bei der Gsetzlichen Krankenversicherung und der Pflegeversicherung entzieht bundesweit 20 Mrd. Euro an Kaufkraft)
- Energie muss bezahlbar bleiben; günstigere Strompreise müssen auch für das gesamte Handwerk (z.B. Metallhandwerk, Textilreinigungen) gelten
- Der Staat muss mit dem auskommen, was er hat, es darf keine weiteren Steuererhöhungen geben. Wenn der Wachstumsmotor anspringt, steigen auch die Steuereinnahmen (Umsetzung der 49 Maßnahmen der Wachstumsinitiative)
Abbau von Bürokratie:
- Konsequente Anwendung von Praxis– Checks, Einbindung von Vertretern der KMU in Entscheidungen
- Berichts- und Dokumentationspflichten systematisch abbauen
- Veto einlegen in Brüssel bei nicht nachvollziehbaren und unrealistischen gesetzlichen Entscheidungen, die an der Praxis vorbeigehen
- mittelstandsangepasste Normen und Standards
- Stopp für mittelstandsschädliche Gesetze wie Entwaldungsverordnung oder Lieferkettengesetz
Unterstützung bei der Fachkräftesicherung:
- Durchsetzung der Gleichstellung von beruflicher und akademischer Bildung
- Verpflichtende Berufsorientierung an allen Schulen einführen
- Investitionen wieder stärken, sichert Arbeitsplätze
- Kostengünstiges AzubiTicket vor allem für Sicherung von Fachkräften in den ländlichen Regionen erhalten (dafür ebenso weiter die Mobilität fördern)
- Investitionen in starke und leistungsfähige Berufsschulen (gute Ausstattung mit verlässlicher Infrastruktur, modernen Lehrmitteln sowie einer ausreichenden, gut qualifizierten Lehrkräftedecke)
- bezahlbarer Wohnraum
- an die steigenden Kosten (z.B. Material, Energie) angepasste finanzielle Unterstützung der Überbetrieblichen Lehrlingsunterweisung und Sicherung der Investitionsförderung für die Bildungsstätten des Handwerks
- Meisterpflicht für weitere Handwerksberufe
- Stärkere mittelstandsgerechte Förderung für KMU für Innovation, Digitalisierung, Einsatz von KI etc.
Über diese und weitere wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen und Herausforderungen für die Zukunft diskutieren die Spitzen der Handwerksorganisation am 19. November 2024 ab 14 Uhr im Bürgerhaus Güstrow auf dem landesweiten Obermeistertag des Handwerks mit Vertretern der Landespolitik und mit Bundestagsabgeordneten aus Mecklenburg-Vorpommern.