Obermeistertag 2021 in GüstrowZwischen Wut und Resignation: Handwerk sucht Wege aus dem Bürokratiedickicht
Am 20. Oktober haben sich in Güstrow rund 70 Vertreter der Organisationen des Handwerks aus Innungen, Verbänden und den Handwerkskammern getroffen. Im Mittelpunkt der Diskussion stand die stark gestiegene bürokratische Belastung der Betriebe. Uwe Lange, Präsident der Handwerkskammer Schwerin machte deutlich, dass dabei sehr wohl zwischen notwendiger und überflüssiger Bürokratie unterschieden werde. Aber gerade die kleineren Betriebe des Handwerks seien mangels personeller und finanzieller Ressourcen mit den bürokratischen Anforderungen zunehmend überfordert.
Aus der Diskussion wurde deutlich, dass es zum Beispiel für Handwerksbetriebe nicht nachvollziehbar ist, statistische Daten für verschiedene Behörden mit viel Aufwand zu erheben, wenn sich diese auch vernetzen könnten. Vielmehr sollten betriebliche Informationen in Portale gestellt werden, aus denen die verschiedenen staatlichen Stellen zentral ihre Informationen beziehen könnten.
Holger Schwannecke, Generalsekretär des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH) kritisierte vor allem die erheblichen Dokumentationspflichten. „Etwa 40 Prozent der betrieblichen Zeit nehmen bürokratische Vorgänge in Anspruch. In einem Brot stecken etwa 30 Prozent Bürokratie. Die Politik will bis ins letzte alles verbindlich regeln. Das kann nicht funktionieren. Es gibt eine Neigung zu Überregulierung in einer Detailfülle, die den Betrieben die Luft zum Atmen nimmt“. Es sei absurd, dass Betriebe alles dokumentieren müssten, um ihre Rechtstreue zu beweisen. Notwendig sei ein gesundes Verhältnis zwischen unternehmerischer Verantwortung und den staatlichen Vorgaben.
Der Landesinnungsmeister der Bäcker und Konditoren Mathias Grenzer berichtete: „Wir haben die Pflicht jedem Kunden einen Bon auszudrucken, auch wenn er das nicht möchte. Wir fordern eine digitale Lösung und eine Bagatellgrenze von 10 Euro. Das Handwerk muss seine Probleme sichtbar machen. Daher haben wir die Kampagne „Backen statt Akten“ aufgelegt, um die Öffentlichkeit zu informieren“.
Jens-Uwe Hopf, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Ostmecklenburg-Vorpommern forderte ein One in-one out-Prinzip, das heißt für jede neu eingeführte gesetzliche Regelung müsse eine alte wegfallen. Erforderlich sei auch ein Belastungsmoratorium für den Gesetzgebungsprozess.
ZDH-Generalsekretär Schwannecke forderte die Betriebe dazu auf, Politiker aus ihrer Region in die Betriebe einzuladen, „um sie mit der alltäglichen Betriebsrealität zu konfrontieren“. Wichtig sei, dass es kein generelles Misstrauen gegen unternehmerisches Handeln geben dürfe.