michelsass - stock.adobe.com

Frühjahrskonjunktur Stabile Lage im Handwerk

Das Wesentliche in Kürze:

  • Wirtschaftliche Situation im Handwerk relativ stabil
  • Geschäftsklimaindex leicht gestiegen, bleibt aber unter den Jahren 2021, 2022
  • Leichte Erholung bzw. Stabilisierung in allen Gewerken- außer Kfz-Branche
  • Mehr als Dreiviertel der befragten Unternehmen geben gestiegene Einkaufspreise an, Belastung durch hohe Lohnzusatz- und Energiekosten
  • Jeder zweite Handwerksbetrieb meldet gesunkene Investitionen
  • 1.066 Handwerksbetriebe haben sich landesweit an Umfrage beteiligt

Die wirtschaftliche Entwicklung des Handwerks in Mecklenburg-Vorpommern hat sich im ersten Quartal dieses Jahres stabilisiert. Der Geschäftsklimaindex (GKI) – der die aktuelle wirtschaftliche Lage und Prognose abbildet – hat sich mit 110,5 Punkten im Vergleich zum Vorjahreszeitraum (103,8) leicht verbessert, liegt aber immer noch auf einem niedrigen Niveau der vergangenen fünf Jahre.

Eine eher gleichbleibende Bewertung ist bei der Geschäftslage zu verzeichnen: insgesamt meldeten 41 Prozent eine gute, 39 Prozent eine befriedigende Geschäftslage (2024: 39 Prozent gut, 41 befriedigend). Die durchschnittliche Auftragsreichweite beträgt 11,9 Wochen. Gestiegene Preise für Rohstoffe, Materialien und Energie belasten alle handwerklichen Branchen. So gaben insgesamt 76 Prozent der insgesamt 1066 befragten Handwerksbetriebe gestiegene Einkaufspreise an.

Die Handwerkskammern in Mecklenburg-Vorpommern erwarten jetzt schnelles Handeln der neuen Bundesregierung: „Investitionspakete sind wichtig, aber nur sinnvoll, wenn gleichzeitig Reformen bei Steuern und Sozialabgaben zur Kostenentlastung der Handwerksunternehmen führen“, so die Hauptgeschäftsführer Jens-Uwe Hopf (HWK Ostmecklenburg-Vorpommern) und Dr. Gunnar Pohl (HWK Schwerin)

Jens-Uwe Hopf fordert mit Blick auf die Koalitionsvereinbarung: „Die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft muss Vorfahrt haben. Geplante Maßnahmen wie zum Bürokratieabbau – Beispiel Wegfall der Bonpflicht und Abschaffung des nationalen Lieferkettengesetzes und die Vereinfachung von Dokumentationen - sind richtig. Folgen müssen aber auch schnelle Schritte zur Senkung der Lohnzusatzkosten.“ Während die degressive Abschreibung bei Ausrüstungsinvestitionen sowie die schrittweise Senkung der Körperschaftssteuer um je einen Prozentpunkt ab 2028 ein wichtiges Signal sei, wären aber auch Maßnahmen wichtig, die kurzfristig greifen und zur Erholung der Wirtschaft führen.

„Die Handwerksbetriebe im Land halten sich bei Investitionen weiter zurück. Fast jeder zweite Betrieb gibt in der Umfrage gesunkene Investitionen an. Dies zeigt, dass dringend Kostenentlastungen notwendig sind. Die angekündigten Maßnahmen zur Reduzierung von Energiepreisen und zur Sicherung der Energieversorgung sind ein wichtiger Schritt in diese Richtung.“ ergänzt Dr. Gunnar Pohl.

Wirtschaftliche Entwicklung der handwerklichen Branchen:

Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum hat sich die wirtschaftliche Situation im Bauhauptgewerbe leicht verbessert. 39 Prozent der Unternehmen im Land bewerten die Geschäftslage als gut (Vorjahr: 31 Prozent) bzw. 38 Prozent (2024: 41) als befriedigend. So konnte beispielsweise auch in den Wintermonaten – vor allem im Tiefbau – zum größten Teil weiter gearbeitet werden. Dennoch bleibt aktuell die Auftragslage eine Schwachstelle, nur ein geringer Teil der Baubetriebe meldet eine Zunahme bei den Auftragseingängen (11 Prozent). Die durchschnittliche Auftragsreichweite beträgt 13,3 Wochen (2024: 13,1).

Die angespannte wirtschaftliche Situation in den Bauhauptgewerken der Vormonate macht sich mit etwas Zeitverzögerung aktuell bei den Ausbauhandwerken (wie Elektro-, Tischler-, Maler- und Lackiererhandwerk oder Installateur- und Heizungsbau) bemerkbar. Bewerteten im Frühjahr 2024 noch mehr als 47 Prozent der Betriebe dieser Branche die Geschäftslage als gut, so sank deren Anteil leicht um rund drei Prozent. Der Auftragsbestand ist hier von 12,7 Wochen im vergangenen Jahr auf jetzt 10,8 Wochen gesunken.

Bei den gewerblichen Zulieferbetrieben und Dienstleistern (z.B. Metallbau, Land- und Baumaschinenmechatroniker, Gebäudereinigung, Kälteanlagenbau) gibt es landesweit eine Verbesserung bei der Beurteilung der Geschäftslage. Waren es im ersten Quartal 2024 insgesamt 27 Prozent der Betriebe dieser Branche, die die Geschäftslage als gut bezeichneten, so sind es in diesem Jahr 42Prozent.

Auf der Bremse steht das Kfz-Handwerk. Hier hat sich die Stimmung zu Jahresbeginn eingetrübt. Steigende Einkaufpreise (mehr als 92 Prozent der Betriebe gaben steigende Einkaufspreise an) und Arbeitskosten bis zu politischen Diskussionen um den Verbrennungsmotor führen dazu, dass zwar mehr als jeder zweite Betrieb einen gleichbleibenden Auftragsbestand registriert hat, aber mehr als ein Drittel einen Rückgang bei den Aufträgen verzeichnen musste. In dieser Branche befürchten einige Betriebe sogar, Personal abbauen zu müssen.

Deutlich verbessert haben sich die konjunkturellen Bewertungen im Nahrungsmittelhandwerk. Dies betrifft sowohl die aktuelle wirtschaftliche Lage als auch die Erwartungen. Bewerteten 2024 noch insgesamt 35 Prozent der Nahrungsmittelbetriebe wie Bäcker, Konditoren und Fleischer die Geschäftslage als schlecht, so sank deren Anteil in diesem Jahr auf etwa 27 Prozent. Jeder zweite Betrieb des Nahrungsmittelhandwerks erwartet eine Verbesserung der Geschäftslage.

Bei den Gesundheitshandwerken (wie z.B. Zahntechnik, Augenoptik, Hörakustik, Orthopädietechnik) bewerten 46 Prozent die aktuelle Geschäftslage als gut. Die meisten Betriebe dieser Branche erwarten jedoch keine weitere Verbesserung (68 Prozent).

Bei den personenbezogenen Dienstleistern (u.a. Friseur, Kosmetik, Textilreinigung) ist die aktuelle Geschäftslage stabil: insgesamt bewerten 83Prozent die aktuelle wirtschaftliche Situation als gut bis befriedigend, 60 Prozent prognostizieren eine stabile Geschäftslage. Allerdings erwarten die Handwerksbetriebe dieser Branche weiter steigende Einkaufs- und Verkaufspreise.