Die Nordkonferenz von 15 Handwerkskammern hat ein gemeinsames Grundlagenpapierzur Nachhaltigkeit verabschiedet.Die DNA des Handwerks ist nachhaltig
Wie keine andere Wirtschaftsgruppe steht das Handwerk für nachhaltiges Wirtschaften: Reparieren, Sanieren, Restaurieren und die Sicherstellung von Versorgungsleistungen in einer großen Bandbreite - häufig generationenübergreifend - vor Ort. Das sind Bausteine, die ganz maßgeblich nachhaltiges Wirtschaften ermöglichen und gleichzeitig Einkommen vor Ort schaffen.
„Nachhaltigkeit liegt in der DNA des Handwerks, sie wird tagtäglich gelebt. Die zahlreichen Aktivitäten des Handwerks werden aber oft nicht als Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung gesehen, sondern als ganz selbstverständlicher Teil der Arbeit, der Betriebskultur und des gesellschaftlichen Engagements“ sagen Axel Hochschild und Uwe Lange, die Präsidenten der Handwerkskammern Ostmecklenburg-Vorpommern und Schwerin.
Gemeinsam mit den weiteren 13 in der Nordkonferenz zusammen gefassten Handwerkskammern der Bundesländer Berlin, Brandenburg, Bremen, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein bekennen sich die beiden Handwerkskammern im Land zu einer nachhaltigen sozialen, ökonomischen und ökologischen Entwicklung und zur Erreichung der 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen. Dazu wurde ein gemeinsames Grundlagenpapier mit dem Titel „Handwerk und Nachhaltigkeit" entwickelt. Die Nordkonferenz fordert die Politik dazu auf, darauf zu achten, dass Nachhaltigkeit und Wachstum sich nicht ausschließen, sondern als unternehmerische Zielsetzungen zusammenpassen.
Um die Potenziale einer nachhaltigen Wirtschaftsweise erschließen zu können, appelliert die Nordkonferenz, die folgenden fünf Punkte ganz oben auf die politische Agenda zu setzen:
1. Handwerk immer mit an den Tisch: Das Handwerk fordert eine technologieoffene Diskussion. Das Handwerk ist in alle Technologieoffensiven und Kreislaufwirtschaftsprojekte des Landes einzubinden. Dies beginnt bei den engen Zusammenarbeit von Forschung und Wirtschaft – von der Projektentwicklung bis zur-umsetzung. Innovationen und Prozessoptimierungen im Handwerk müssen unterstützt werden.
2. Regionalität und nachhaltigen Konsum vor Ort stärken: Lokal verwurzelte Handwerksbetriebe vermeiden unnötige Wege, bewahren nachhaltige Kulturtechniken und tragen innovative Techniken zur Ressourcenschonung in die Regionen. Um ein Bewusstsein für regionale Produkte und ein langfristiges Umdenken bei Konsumentscheidungen zu erreichen, müssen Informations- und Kommunikationskampagnen aufgelegt und regionale Wertschöpfungsketten gestärkt werden.
3. Berufliche Bildung ortsnah stärken: Damit das Handwerk seine vielseitige Fachkompetenz langfristig zur nachhaltigen Gestaltung von Wirtschaft und Gesellschaft einbringen kann, müssen den Betrieben dauerhaft und verlässlich gut ausgebildete Fachkräfte zur Verfügung stehen. Dabei schafft ein ortsnahes berufliches Bildungsangebot Zukunftsperspektiven für junge Menschen und verhindert die Abwanderung aus dem Land.
4. Fairer Datenzugang: Das Handwerk ist dezentral in ganz Norddeutschland verteilt und sichert somit Ausbildungs- und Arbeitsplätze von der Ems bis an die Oder. Damit die Wertschöpfung der Betriebe auch in Zukunft in den Regionen erhalten bleiben kann, müssen künstliche Barrieren durch Datenmonopole verhindert und Handwerksbetrieben das Anbieten ihrer Produkte und Dienstleistungen weiterhin über einen barrierefreien Datenzugang ermöglicht werden. Ansonsten besteht die Gefahr einer Zentralisierung von Wertschöpfung und damit von Einkommen.
Energiewende bezahlbar vorantreiben: Durch die Sektorkopplung und den Umbau auf Erneuerbare Energien kann es Norddeutschland gelingen, die unter dem Nachhaltigkeitsziel „Maßnahmen zum Klimaschutz“ formulierten CO2-Einsparungen zu erreichen. Der Norden ist durch den hohen Küstenanteil für den verstärkten Ausbau der Windkraft- und Wasserstoffenergie prädestiniert. Diese Potentiale gilt es zu nutzen, ohne Handwerksbetriebe überproportional mit zusätzlichen Kosten zu belasten.