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Corona-PandemieCorona spaltet Handwerkskonjunktur und treibt Preise hoch

Corona spaltet Handwerkskonjunktur und treibt Preise hoch

Ergebnisse der aktuellen Frühjahrskonjunkturumfrage der Handwerkskammer Schwerin

Die Corona-Pandemie teilt das Handwerk in unterschiedliche Konjunkturzonen: Während die Bau- und Ausbaugewerke sowie der größte Teil der Zulieferbetriebe vergleichsweise geringere Auswirkungen der Krise spüren, sind persönliche Dienstleister wie Friseure und Kosmetiker sehr hart getroffen. Auch die Nahrungsmittel- und die Gesundheitshandwerke sowie das Kfz-Gewerbe haben zu kämpfen.

Mit 115,5 Punkten ist der Geschäftsklimaindex im Handwerk des Kammerbezirks Schwerin gegenüber der Herbstumfrage 2020 exakt gleichgeblieben. Im Vergleich der Frühjahrsumfragen der vergangenen Jahre sinkt er jedoch auf den tiefsten Punkt seit 10 Jahren.

Bei der Einschätzung der aktuellen Geschäftslage überwiegen die positiven Einschätzungen insgesamt aber noch. Rund 78 Prozent der Betriebe bezeichnen ihre Geschäftslage als gut oder befriedigend. Das sind aber bereits 11 Prozent weniger als im Vorjahr. Nur noch knapp die Hälfte bewerten ihre Geschäftslage als gut, für etwa ein Drittel stellt sie sich als befriedigend dar. Der Anteil derer, die eine schlechte Geschäftslage beklagen, hat sich im Vergleich zum Vorjahr auf 22 Prozent verdoppelt.

Überdurchschnittlich positiv bewerten nach wie vor die Baubetriebe die Geschäftslage: Rund 91 Prozent bezeichnen sie als gut oder befriedigend. Ähnlich geht es den Ausbauhandwerken, also z.B. den Elektro- oder Sanitär- und Heizungsbetrieben. Hier bezeichnen sogar über zwei Drittel ihre Geschäftslage als gut.

Etwas verhaltener bewerten die gewerblichen Zulieferbetriebe und Dienstleister ihre Situation: Rund 82 Prozent melden eine gute oder befriedigende Situation, bei rund 18 Prozent hat sie sich verschlechtert.

Deutlich anders stellt sich die Situation in der Kfz-Branche dar: 33 Prozent beklagen hier eine schlechte Geschäftslage, als gut bezeichnen diese nur noch ein Viertel. Auch die Gesundheitshandwerke melden zu 35 Prozent eine Verschlechterung der Situation, eine wirklich gute Geschäftslage können nur noch knapp 12 Prozent für sich verzeichnen.

Bäcker, Fleischer und Konditoren zeigen ein gemischtes Bild: Während sich die Geschäftslage bei fast einem Viertel verschlechtert hat, bezeichnen rund 41 Prozent sie als gut.

Am schlimmsten leiden aktuell die persönlichen Dienstleister, zu denen auch die Friseure und Kosmetiker zählen. Rund 43 Prozent beklagen hier eine schlechte Geschäftslage.

„Die Corona-Krise führt dazu, dass das Handwerk derzeit ein sehr gemischtes Bild der wirtschaftlichen Lage liefert. Die bisher nur mit allgemeinen Hygiene- und Abstandsregeln belegten auftragsstarken Bereiche sind nach wie vor gut ausgelastet und umsatzstark. Mit dem aktuellen Lockdown können aber auch hier durch Schul- und Kitaschließungen Betreuungsprobleme entstehen. Hinzu kommt die Testpflicht, die den Betrieben Kosten und einen erhöhten organisatorischen Aufwand aufbürdet.

Auf der anderen Seite der Medaille finden sich vor allem die körpernahen Dienstleistungen. Nach dem Lockdown eigentlich wieder voll durchgestartet, sind die Betriebe jetzt durch die schlecht vorbereitete Testpflicht mit massiven Rückgängen durch Terminabsagen konfrontiert, so dass auch Kurzarbeit wieder ein Thema werden kann“, sagt Dr. Gunnar Pohl, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Schwerin. „Dass mit dem erneuten Lockdown die Kosmetikbetriebe wieder schließen mussten, kritisieren wir auf das Schärfste. Wir haben immer wieder deutlich gemacht, dass kosmetische Behandlungen genauso unverzichtbar und aufgrund der Hygienemaßnahmen so sicher sind wie Friseurleistungen.“

Gesunkene Umsätze und Aufträge, stabile Beschäftigungslage

Die Betriebsauslastung im Handwerk hat sich insgesamt reduziert. Umsätze und Auftragseingänge sind stärker gesunken als im Vorjahresvergleich. Aber auch hier zeigen sich Unterschiede zwischen den Branchen. Während die Auftragsbücher von rund zwei Dritteln der Bau- und Ausbaubetriebe immer noch vollständig oder darüber hinaus gefüllt sind, melden mehr als 40 Prozent der persönlichen Dienstleister, nur bis zur Hälfte ausgelastet zu sein.

Der durchschnittliche Auftragsbestand ist insgesamt auf 13,4 Wochen gestiegen, im Bau- und Ausbauhandwerk und bei den Zulieferbetrieben sind es bereits mehr als 15 Wochen.

Die Beschäftigungssituation bleibt stabil: Bei rund 77 Prozent ist die Anzahl der Mitarbeiter gleichgeblieben. Etwas mehr als 6 Prozent konnten ihr Personal aufstocken, einen Rückgang ihrer Beschäftigtenzahlen geben 16 Prozent an. Über dem Durchschnitt haben Nahrungsmittel- und Gesundheitshandwerke Personal abgebaut oder verloren. Im konjunkturell hart getroffenen Bereich der persönlichen Dienstleister hat es die geringste Fluktuation gegeben und nahezu alle Beschäftigten konnten gehalten werden.

„Es ist in positiver Hinsicht sehr bemerkenswert, wie robust sich die Beschäftigungssituation in den besonders hart betroffenen Gewerken zeigt“, so Pohl. „Offensichtlich konnten die Betriebe das Instrument der Kurzarbeit erfolgreich nutzen und die Mitarbeiterbindung auch während des Lockdowns stärken. Dass jetzt in so kurzer Folge die Kosmetikbetriebe erneut geschlossen wurden, gefährdet diese Stabilität aber erheblich. Viele Betriebe sind mit ihren Reserven am Ende.“

Stark steigende Preise, sinkende Investitionen

Die Preise für Rohstoffe, Materialien und Energie sind im Vergleich zum Vorjahr extrem angestiegen. Aktuell geben insgesamt 72 Prozent an, dass sich die Einkaufspreise erhöht haben. Im Vergleich zum Vorjahr sind das 13 Prozent mehr. Deutlich über dem Durchschnitt liegen die Preissteigerungen im Bauhandwerk und bei den Ausbaugewerken.

„Stark gestiegene Preise sind aber nur ein Teil des Problems. Offenbar gibt es derzeit für viele Materialien und Rohstoffe erhebliche Lieferprobleme, so dass die fristgerechte Ausführung von Aufträgen gefährdet ist“, so Pohl.

Die Investitionsbereitschaft ist gesunken. Nur noch knapp die Hälfte der Betriebe haben gleichbleibend investiert wie in den Vormonaten. 39 Prozent geben an, weniger investiert zu haben.

Aussichten: Stimmung hellt sich mit Blick auf den Sommer auf

Den weiteren Konjunkturverlauf schätzen die Handwerker im Kammerbezirk wieder optimistischer ein: Rund 85 Prozent der Betriebe gehen mit Blick auf den Sommer von einer guten oder befriedigenden Geschäftsentwicklung aus. Davon erwarten rund 23 Prozent eine gute Geschäftslage. Das Gros stellt sich mit 62 Prozent auf eine zufriedenstellende Entwicklung ein, auch bei den Bau- und Ausbaubetrieben.

Rund ein Viertel der persönlichen Dienstleister wie Friseure und Kosmetiker rechnet weiterhin mit einer schlechten Geschäftslage, drei Viertel hegen aber die Erwartung, dass sie wieder auf eine gute oder befriedigende Situation zusteuern.

Insgesamt setzt das Handwerk auf steigende Auftragseingänge und weiterhin stabile Beschäftigung. Auf der anderen Seite bleibt die Investitionsbereitschaft eher gering und es wird mit nach wie vor hohen Einkaufspreisen gerechnet.

„In den Aussichten auf den Sommer spiegelt sich die Hoffnung weiter Teile des Handwerks auf eine schrittweise Überwindung der Krise. Selbst in den aktuell stark betroffenen Gewerken zeigt sich etwas mehr Zuversicht, dass die Lage sich doch noch verbessern kann“, sagt Gunnar Pohl.

„Dafür brauchen wir aber politische Verlässlichkeit und kein ständiges Hin und Her. Weitere Belastungen der Betriebe sind nicht hinnehmbar. Die Betriebe kommen ihrer Verantwortung bereits mit guten Hygienekonzepten und freiwilligen Testangeboten für die Mitarbeiter nach. Politik, Regierung und Verwaltungen stehen jetzt vor allem in der Pflicht, das Impfen überall und mit voller Kraft voranzubringen“.  

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An der aktuellen Umfrage der Handwerkskammer Schwerin haben sich 299 Betriebe beteiligt. Zur Handwerkskammer Schwerin gehören mehr als 7.600 Handwerksbetriebe in der Landeshauptstadt Schwerin sowie in den Landkreisen Nordwestmecklenburg, Ludwigslust-Parchim und in Teilen des Landkreises Rostock.