Putzbrunn, DEU, 29.07.2014 Das Berufsbild des Maurers. Schlagwort(e): Bau, Construction, Baustelle, Construction Site, Handwerk, Trade, HandwerkMarketing, Lachner, Maurer
argum / Falk Heller

Gebäudetyp EBauen soll günstiger werden

Das Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB) will den Wohnungsbau einfacher, schneller und effizienter machen. Das Planen und Bauen nach dem sogenannten "Gebäudetyp E"  soll hierfür große Potenziale bieten, die mit der BMWSB-"Leitlinie und Prozessempfehlung Gebäudetyp E" und einer Anpassung des Vertragsrechts durch das Bundesjustizministerium bundesweit gefördert werden sollen.

Laut Bauministerin Klara Geywitz  soll mit dem Gebäudetyp E einfaches und experimentelles Bauen ermöglicht werden. "Bauen ist in Deutschland zu teuer" sagt sie. "Wir tendieren häufig dazu, einen Goldstandard zu bauen. Das macht das Planen und Bauen aufwändig, personalintensiv und teuer. Das wollen wir ändern. Wir gehen dabei Seite an Seite mit unseren Partnern in der Bauwirtschaft, in Bund und Ländern. Projektierer können mit dem 'Gebäudetyp E' rechtssicher von Baustandards abweichen, um einen Bau schneller und kostengünstiger zu realisieren. Die Gebäudesicherheit, z. B. die Statik oder der Brandschutz, bleibt davon unberührt." 

Die Vorteile des Gebäudetyp E im Überblick:

  • Mit dem Gebäudetyp E wird das Planen und Bauen einfacher, günstiger und schneller.
  • Auf Standards, die nicht unbedingt notwendig sind, kann verzichtet werden, ohne dass dies Qualität und Sicherheit der Gebäude beeinträchtigt.
  • Der Gebäudetyp E kann bei Neubauvorhaben und im Bestand genutzt werden.
  • Die zielgerichtete und nutzerorientierte Anwendung von Baunormen führt zu einem effizienteren Einsatz von Materialien, geringeren Planungs- und Baukosten.

Gebäudetyp E konkret – Beispiele für einfaches Bauen:

  • Beispiel: Beton-Geschossdecke
    Nach gängiger Praxis sind im Neubau Stahlbetondecken 18 Zentimeter stark. Das ist nicht nur der Tragfähigkeit geschuldet, sondern soll vor allem einen höheren Schallschutz bringen. Eine Reduzierung der Geschossdeckenstärke um vier Zentimeter verringert den Materialeinsatz und senkt zudem die Kosten. Der erforderliche Mindesttrittschallschutz dagegen wird weiterhin erreicht. Die Vor- und Nachteile einer Reduktion der Deckenstärke kann der Bauherrin erläutert und diese Abweichung von anerkannten Regeln der Technik zwischen Planer/Unternehmen und Bauherrin vereinbart werden.
  • Beispiel: Holz-Geschossdecke
    Derzeit werden Holzbalkendecken im Neubau regelmäßig mit Estrich gebaut. Beim einfachen Bauen kann die Decke aber grundsätzlich auch ohne Estrich eingezogen werden. Dies kann zwar Einschränkungen im Komfort- und Qualitätsstandard bedeuten, diese müssen aber hinsichtlich des nutzerspezifischen Bedarfs nicht von Nachteil sein.
  • Beispiel: Anzahl der Steckdosen und Leitungen
    In einer durchschnittlichen Dreizimmerwohnung sind derzeit 47 Steckdosen vorgesehen. Die Anzahl könnte aber je nach konkretem Bedarf reduziert werden. Durch eine sorgfältige Planung können die Steckdosen so positioniert werden, dass eine optimale Stromversorgung der Wohnung gewährleistet bleibt.

Um den Gebäudetyp E auch gesetzlich zu stärken, hat die Bundesregierung einen Gesetzentwurf zur Änderung des BGB erarbeitet. Mit dem "Gebäudetyp-E-Gesetz" soll das Werk-/Bauvertragsrecht angepasst werden. Ein Ziel ist, dass bei Projekten zwischen fachkundigen Vertragspartnern auch ohne Aufklärung von den aRdT abgewichen werden kann. Der Gesetzentwurf soll im Herbst 2024 im Kabinett beschlossen werden. Mit Inkrafttreten des Gesetzes ist ab Anfang 2025 zu rechnen.