Frühjahrskonjunkturumfrage 2022Aktuelle Lage stabil, Risiken zeichnen sich ab
Die aktuelle Umfrage zur Frühjahrskonjunktur im Handwerk des Kammerbezirks Schwerin spiegelt eine noch stabile Lage in den befragten Betrieben. Deutlich schlagen sich die explodierenden Preise für Materialien und Energie in der Umfrage nieder. Die Aussichten auf den weiteren Verlauf fallen skeptischer aus.
Mit 114,1 Punkten ist der Geschäftsklimaindex im Handwerk des Kammerbezirks Schwerin gegenüber 2021 nur geringfügig gesunken. Im Vergleich der Frühjahrsumfragen der vergangenen Jahre sinkt er damit jedoch auf den tiefsten Punkt seit 10 Jahren.
Die aktuelle Geschäftslage bewertet ein großer Teil der Betriebe nach wie vor als gut (50 Prozent) oder als zufriedenstellend (36 Prozent). Der Anteil derer, die eine schlechte Geschäftslage beklagen, hat sich im Vergleich zum Vorjahr (22 Prozent) auf rund 14 Prozent verringert, da anders als im Frühjahr 2021 kein Teil-Lockdown und deutlich weniger Corona-Beschränkungen gelten.
Die Betriebsauslastung hat sich insgesamt noch weiter erhöht, vor allem in den Bau- und Ausbauhandwerken, aber auch in den Zulieferbetrieben. Mehr als die Hälfte der Betriebe sind hier vollständig oder darüber hinaus ausgelastet. Der durchschnittliche Auftragsbestand ist leicht auf 13,5 Wochen gestiegen. Rund zwei Drittel der Betriebe bezeichnen den Auftragsbestand als normal für diese Jahreszeit.
Die Beschäftigungssituation bleibt stabil und weist eher nach oben: Bei rund 74 Prozent ist die Anzahl der Mitarbeiter gleichgeblieben. Rund 14 Prozent (Vorjahr: 6 Prozent) konnten ihr Personal aufstocken, einen Rückgang ihrer Beschäftigtenzahlen geben 12 Prozent (Vorjahr: 16 Prozent) an.
Die explodierenden Preise für Rohstoffe, Materialien und Energie spiegeln sich deutlich in der aktuellen Umfrage: Mehr als 91 Prozent (Vorjahr: 72 Prozent) geben an, dass sich die Einkaufspreise erhöht haben. Alle Betriebe geben dies aber nicht unmittelbar in den Markt weiter. Nur rund 64 Prozent haben ihre Verkaufspreise erhöht
Die Investitionsbereitschaft ist leicht gestiegen. Mehr als die Hälfte der Betriebe haben gleichbleibend investiert wie in den Vormonaten. 16 Prozent geben an, mehr investiert zu haben (Vorjahr: 12 Prozent).
Auf den weiteren Konjunkturverlauf blicken die Handwerker im Kammerbezirk deutlich skeptischer: Von einer weiterhin guten Geschäftslage gehen nur rund 17 Prozent aus. 62 Prozent rechnen mit einer befriedigenden Entwicklung, vor allem aus den Bau- und Ausbauhandwerken. Von einer Verschlechterung ihrer Lage gehen rund 21 Prozent der Betriebe aus.
„Unsere aktuelle Konjunkturanalyse ist eine Momentaufnahme, die uns zeigt, dass die Welt des Handwerks derzeit noch weitgehend in Ordnung ist. Die gravierenden Materialengpässe und Preissteigerungen machen den Betrieben schwer zu schaffen, wirken sich aber noch nicht in Größenordnungen existenzgefährdend aus“, erläutert Gunnar Pohl, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Schwerin. „Viele Betriebe leiden vor allem an den hohen Dieselpreisen. In einem Flächenland wie Mecklenburg-Vorpommern ist Mobilität die Grundlage vieler Betriebe. Hier müssen Land und Bund wirksamere Mittel finden als im Entlastungspaket für Juni angekündigt. Steuerliche Korrekturen im Energiesektor sind zumindest zeitlich befristet unverzichtbar“, so Pohl.
Blick auf die Branchen:
Überdurchschnittlich positiv bewerten nach wie vor die Baubetriebe ihre Geschäftslage: Rund 93 Prozent bezeichnen die aktuelle Situation als gut oder befriedigend. Noch besser geht es den Ausbauhandwerken, also z.B. den Elektro- oder Sanitär- und Heizungsbetrieben. Hier bezeichnen sogar über 70 Prozent ihre Geschäftslage als gut. Der Auftragsbestand liegt im Schnitt zwischen 16 und 17 Wochen.
Etwas verhaltener, aber ebenfalls positiv bewerten die gewerblichen Zulieferbetriebe und Dienstleister ihre Situation: Rund 83 Prozent melden eine gute oder befriedigende Situation, rund 17 Prozent bezeichnen ihre Geschäftslage als schlecht. Der Auftragsbestand ist hier auf 20 Wochen gestiegen. Über dem Durchschnitt konnte Personal hinzugewonnen werden. Bei den Zukunftsaussichten ist diese Branche aber besonders pessimistisch.
Mit rund 61 Prozent zeigt sich der Großteil der Kfz-Betriebe lediglich zufrieden. Eine gute Geschäftslage nimmt noch nicht einmal ein Viertel der Betriebe für sich in Anspruch. Erkennbar gesunken ist die Betriebsauslastung, was auf die gestörten Lieferketten zurückzuführen ist. Preissteigerungen schlagen hier in erheblichem Umfang zu Buche. Die weiteren Aussichten werden überdurchschnittlich negativ eingeschätzt.
Im Nahrungsmittelhandwerk geht es rund 46 Prozent der Betriebe aktuell gut, als zufriedenstellend bezeichnen weitere 39 Prozent ihre Lage. Der Personalbestand hat etwas zugenommen. Überproportional sind in diesem Gewerk Preissteigerungen im Einkauf zu verzeichnen.
In den Gesundheitshandwerken zeigt sich ein gemischtes Bild. Mehr Betriebe als im Vorjahr melden eine schlechte Geschäftslage. Der Anteil der Betriebe mit guter Geschäftslage steigt aber von 12 auf 31 Prozent.
Die sichtbarste Erholung zeigt sich bei den persönlichen Dienstleistern, zu denen vor allem die Friseure und Kosmetiker zählen. Hatten hier im Vorjahr noch rund 43 Prozent eine schlechte Geschäftslage beklagt, sind es jetzt noch 19 Prozent. Der Anteil der Betriebe mit guter Geschäftslage beträgt aktuell rund 48 Prozent.
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An der aktuellen Umfrage der Handwerkskammer Schwerin haben sich 170 Betriebe beteiligt. Zur Handwerkskammer Schwerin gehören aktuell 7.544 Handwerksbetriebe in der Landeshauptstadt Schwerin sowie in den Landkreisen Nordwestmecklenburg, Ludwigslust-Parchim und in Teilen des Landkreises Rostock.